Den Bourbon, immerhin der bekannteste amerikanische Whiskey, gibt es nur, weil ein Pfarrer in Kentucky 1789 nicht richtig aufgepasst hat. Reverend Eliah Craig, ein bekehrter Baptistenprediger und als Pionier im damaligen Grenzland zu Geld gekommen, betrieb im Städtchen Georgetown im Fayette County eine kleine Destille. Einmal war er bei der Fassherstellung abgelenkt, so dass die Dauben beim Anwärmen Feuer fingen. Sparsam wie er war, benutze er das angekokelte Fass dennoch und lagerte Maisdestillat ein. Was später herauskam, schmeckte ungewöhnlich: ein süßer, leichter Whiskey, mit einem Hauch von Vanille. Ein echter Verkaufschlager, der umtriebige Reverend exportierte nach einiger Zeit sogar in die großen Städte an der Ostküste. Als Hommage an seine Heimatregion, benannt nach den Marquis de LaFayette aus dem französischen Adelsgeschlecht der Bourbonen, schrieb er „Bourbon“ auf seine Fässer.
„How the west was won“
So will es die Legende, wobei echte Whiskey-Kenner noch ein halbes Dutzend weiterer Geschichten auf Lager haben, wie der Bourbon zu seinem Namen kam. Fakt ist, dass es bereits unter den frühen Siedlern in Kentucky und Tennessee weit verbreitet war, aus einem Teil ihrer üppigen Mais- und Roggenernten einen ordentlichen Brand herzustellen. Viele von ihnen waren aus Schottland oder Irland in die neue Welt gekommen und daher nur zu gut mit der Kunst des Destillierens vertraut. Im rauen Grenzerleben diente ihnen Whiskey als Zahlungsmittel, Trostspender oder Medizin. Für die Soldaten war er Belohnung in den Indianerkriegen, und wenn Kriegsbeil und Donnerbüchse einmal ruhten, tauschte man ihn mit den Ureinwohnern gegen Felle, Lebensmittel oder Land. Meistens nicht zu deren Vorteil. Whiskey ist in Nordamerika – anders als etwa Scotch mit „e“ geschrieben! – fester Bestandteil der Siedlungsgeschichte, jenes gern romantisch verklärten „How the west was won.“
Wie Bourbon auf traditionelle Weise hergestellt wird, können Touristen heute noch in der Woodford Reserve Distillery miterleben. Die kleinste und zugleich dienstältesten Destille Kentuckys liegt mitten in der Blue Grass Region, wo nachts die Kojoten heulen und tagsüber prächtige Vollblüter auf weiten, grünen Wiesen grasen. Sogar manche Favoriten für das große Derby jedes Jahr im Mai in Louisville, gut 50 Meilen entfernt, bei dem die besten Dreijährigen mit viel Spektakel über die Viertelmeile galoppieren. 1811 hatte sich Elijah Pepper hier am Glenn’s Creek niedergelassen, da dieser den ständigen Wasserdurst seiner Brennerei stillte. Die kleinen Kalksteingebäude sind inzwischen komplett restauriert, doch das mineralhaltige Wasser für den Whiskey schöpfen sie noch immer aus dem Bach hinter der Destille. Würde sich nicht ab und an ein Touristenbus über die schmale Straße zwischen den Hügeln schlängeln, könnte man meinen, dass die Zeit im tiefsten Kentucky etwas langsamer läuft als anderswo.
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